110.000 Botinfektionen täglich, 770.000 Mails mit Schadsoftware in deutschen Regierungsnetzen, 114 Millionen neue Malware-Varianten: Zahlen wie diese ziehen sich durch den aktuellen BSI-Jahresbericht, der jüngst durch die Medien ging. Von einer „hoch angespannten Gefährdungslage“ ist die Rede, einer „neuen Qualität bei Cyberangriffen“.
Und in der Tat wird
dem Leser leicht schwindelig, wenn er sich durch den 80 Seiten starken Bericht
wühlt, der voll ist von erschreckenden Fallbeispielen aus dem vergangenen Jahr
und astronomischen Zahlen, die kaum mehr in die menschliche Vorstellungskraft
passen. Eine Einordnung der Fakten: schwierig, angesichts der fast erschlagend
wirkenden Aneinanderreihung von Cyberbedrohungen. Nur ein Name zieht sich durch
den ganzen Jahresbericht: Emotet, eine Schadsoftware, die Ransomware-,
Banking-Trojaner- und Botnetz-Verhalten zeigen kann.
Emotet ist auch deshalb so gefährlich, weil mit der
Schadsoftware häufig noch weitere unerwünschte Schädlinge ins System
eindringen, beispielsweise aktuelle Ransomware-Varianten. Die Erpressertrojaner
baten auch 2019 wieder Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen zur Kasse.
Mehrere Unternehmen, darunter der Automatisierungs-Spezialist Pilz, sollen
Opfer dieser Emotet-Ransomware-Kombo geworden sein. Statt zu zahlen empfiehlt
das BSI nach wie vor auf Backups zurückzugreifen. Dass nicht alle Betroffenem
diesem Rat Folge leisten, zeigt das Beispiel „Ryuk“. Mindestens 600.000
US-Dollar hat dem BSI zufolge alleine diese Ransomware erbeutet. Ein
norwegischer Aluminiumkonzern traf – trotz Backups – der sprichwörtliche Worst
Case: Hier richtete LockerGoga einen Schaden von 40 Millionen Euro an.
Wenn Emotet keine Bankdaten abgreift oder als Ransomware in
Erscheinung tritt, hat die Malware noch einen weiteren Hauptauftrag: Im
vergangenen Jahr war sie maßgeblich an der
Ausweitung großer Windows-basierter Botnetze beteiligt. 110.000
Botinfektionen täglich identifizierte das BSI im vergangenen Jahr. Die
Dunkelziffer dürfte weit größer sein und die allgemeine Tendenz ist auch in
diesem Bereich steigend. Die Botnetze werden unter anderem dazu genutzt,
DDoS-Angriffe auszuführen oder in den Kryptowährungsmarkt einzugreifen. Die
bevorzugten Ziele der Angreifer haben sich zuletzt etwas verlagert. Besonders
gefährdet sind demnach aktuell mobile Endgeräte und IoT-Produkte. Im
vergangenen Jahr wurden außerdem vermehrt Fälle festgestellt, in denen
vorkonfigurierte Geräte ab Werk mit entsprechender Schadsoftware ausgestattet
wurden. Betroffene Geräte konnten so teils komplett aus der Ferne gesteuert
werden. Häufungen konnten bei Android-Betriebssystemen festgestellt werden.