Eher Chancen als Bedrohung
Mit der Studie "Das Potenzial der additiven Fertigung: Digitale Technologien im Unternehmenskontext" wurde die Stimmung von Mitgliedern im Verein Deutscher Ingenieur (VDI) zu diesem Thema erfasst. Der Studie der RWTH Aachen im Verbund mit dem VDI zufolge stehen die meisten Ingenieure der Technologie positiv gegenüber. Branchenübergreifend wird der Nutzen durch die additive Fertigung höher als die Gefahren bewertet. Je jünger die Befragten sind, umso eher sehen sie den Fortschritt als Chance. Studienteilnehmer mit mehr Berufserfahrung stehen der Technologie eher skeptisch gegenüber.
Für alle Befragten ist jedoch klar, dass die additive Fertigung an vielen Stellen der Wertschöpfungskette zum Einsatz kommen kann. In den letzten 2,5 Jahren ist der Fortschritt in diversen Bereich groß, lediglich in der Automatisierung und Prozessintegration wird der Nutzen noch als gering eingeschätzt.
Integriert im Arbeitsalltag
Die Studie offenbart mitunter deutliche Unterschiede bei der Verbreitung der Technologie im Alltag. Fuß gefasst hat die additive Fertigung bei der Entwicklung neuer Produkte. Für die Erstellung von Prototypen wird die Technologie bereits bei 71,54 Prozent der Befragten eingesetzt. Nur 12,73 Prozent sehen derzeit keinen Bedarf für ihr Arbeitsfeld. Unterrepräsentiert ist die Technologie bei der Produktion von Endprodukten. Lediglich 12,71 Prozent aller Unternehmen fertigen Endprodukte ausschließlich additiv. Immerhin glauben ein Drittel der Befragten, das sich die Technologie in absehbarer Zeit auch hier durchsetzen wird.
Häufig werden die Chancen der additiven Fertigung auf die Erstellung von Prototypen oder einzelne Produktteile reduziert. Dabei hat die Technologie ein deutlich größeres Potenzial. Sie kann für das Ersatzteilmanagement ebenso bedeutet sein wie für die Produktion von Montagetools und Fertigungswerkzeugen. Hier sehen derzeit ein Drittel der Befragten einen aktuellen, 24 Prozent einen zukünftigen Nutzen für das eigene Unternehmen.
Informationsquellen selten genutzt
Die additive Fertigung wird die Industrie in Deutschland nachhaltig verändern. Viele Unternehmen und Ingenieure sehen die Chancen der Technologie bereits. Die Verbreitung in deutschen Unternehmen wird branchenübergreifend zunehmen. Wollen sich Business-Entscheider und Ingenieure zu diesem Thema informieren, greifen sie in erster Linie (73,24 Prozent) zu Fachzeitschriften und wissenschaftlichen Magazinen. In den meisten Zeitschriften wird das Thema jedoch nur selten oder sporadisch aufgegriffen.
Kaum werden Informationsquellen genutzt, die spezifisches Wissen bieten. Stark unterrepräsentiert sind neue Informationskanäle wie Start-ups. Nur 7 Prozent der Studienteilnehmer informieren sich häufig auf diesem Weg, 23 Prozent immerhin gelegentlich. Auch auf Informationen von Berufsverbänden wird wenig zurückgegriffen. Wissenschaftliche Konferenzen und Fachkonferenzen zu diesem Thema sind ebenfalls selten eine abgefragte Quelle für Informationen.
Die additive Fertigung kommt
Unter deutschen Ingenieuren wird der Fortschritt der additiven Fertigung wahrgenommen. Das geht aus den Zahlen der Studie hervor. In der Fertigung von Prototypen ist die Technologie schon heute nicht mehr wegzudenken. Schrittweise wird die additive Fertigung auch in anderen Bereichen und in immer mehr Branchen zum Einsatz kommen. Potenzial hat die Technologie in der Automatisierung von Prozessen und der Einzelteilfertigung.
Die additive Fertigung ist mehr Chance als Bedrohung. Sie wird immer leistungsfähiger und die Ingenieure verstehen sich zunehmend darin, die Technologie gewinnbringend einzusetzen. Das erlernte Know-how wird in der Praxis transferiert - die Zustimmung für die additive Fertigung wird steigen und ihr Siegeszug ist nicht aufzuhalten.