Laut Reinhard Mohn (1921–2009), der einst das mittelständische Unternehmen Bertelsmann zum Medienkonzern führte, ist „die Sicherung der Nachfolge die größte unternehmerische Leistung.“ Das Zitat von Mohn könnte eine Zusammenfassung der Studie „Finanzierungsmonitor 2019“ sein.
Creditshelf hat in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen befragt. Ein Haken bei der Umsetzung der Nachfolgeregelung ist oft die Tabuisierung des Problems. Nur wenige Unternehmen gehen offen und rechtzeitig mit der Angelegenheit um.
Bei einer Nachfolgeregelung werden zwar der eigene Steuerberater und Rechtsanwalt hinzugezogen, aber auf externe Berater, die mit der Problematik vertraut sind, wird weitgehend verzichtet. Dabei könnten Spezialisten bei der Projekt- und Prozessgestaltung sehr hilfreich sein. Eine Unternehmensnachfolge ist sowohl für die Mitarbeiter als auch den Unternehmer, der seine Position abgibt, ein tiefer Einschnitt. Emotionale Faktoren spielen ebenso eine Rolle wie die Frage, ob für den Alt-Unternehmer eine passende Beschäftigung gefunden wird.
Vier von zehn der befragten Finanzentscheider sind der Auffassung, dass 25 bis 50 Prozent der Nachfolgeregelungen in Deutschland an der Finanzierung scheitern. Jeder zehnte Befragte glaubt, dass die Quote aus diesem Grund sogar über 50 Prozent liegt. Andererseits ist sich die Mehrzahl der Entscheider sicher, dass die Unternehmen rechtzeitig mit der finanziellen Planung starten. Creditshelf-Vorstand Bartsch erkennt darin keinen Widerspruch. „Man beginnt zwar früh mit der Planung, aber es gibt viele unvorhersagbare Faktoren, die potentiell alles wieder ändern können.“ Alles Beispiele führt Bartsch Banken an, die „den Betriebsübergang auf einmal kritisch sehen und sich in der Folge mit Krediten schwertun.“ Zulieferer könnten die Veränderung nutzen, um Preise neu zu verhandeln.
Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt bewertet die Risiken im finanziellen Bereich ähnlich. Für die Nachfolgeregelung ist nicht nur ein ausreichender zeitlicher Vorlauf einzuplanen, auch ein „umfassendes Risikomanagement, das zudem größere Liquiditätsengpässe berücksichtig“ ist erforderlich. In dem Zusammenhang rät credishelf-Gründer Bartsch den mittelständischen Unternehmen, „nicht nur die klassischen Finanzierungspartner in ihre Planungen einzubeziehen.“ Es sollten ebenso „neue Kreditgeber, die in der Lage sind, Nachfolgeregelungen sehr kurzfristig mit Liquidität zu unterfüttern“ mit einbezogen werden.
Die erfolgreiche Nachfolgeregelung, so das Fazit der Studie, ist in der Tat eine große unternehmerische Leistung. Für alle Beteiligten ist es ein länger dauerndes Projekt, das sorgfältig und systematisch vorbereitet werden muss. Dabei besteht die Gefahr, dass im Verlauf der Übergabe der Unternehmenswert sinkt. Daher ist es wichtig, bei der Nachfolgeregelung Spezialisten hinzuzuziehen, die sowohl bei der Vorbereitung und der Begleitung mitwirken. Da es eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten gibt, ist es umso sinnvoller, die Meinung von Experten einzuholen.
Allerdings gilt wie immer bei der Einbeziehung von externen Beratern, dass letztendlich die Entscheidungen vom Unternehmer selbst getroffen werden müssen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Überleitungsphase. Das ist der Zeitpunkt, wenn die Nachfolgeregelung nach Plan abgeschlossen ist. Der Übergang auf den Nachfolger sollte so reibungslos wie nur möglich erfolgen. Wie das im Detail geschieht, hängt davon, ob die Nachfolge durch eine Übernahme, ein Beteiligungsunternehmen oder einen strategischen Partner erfolgt ist. Bei einem strategischen Partner ist zum Beispiel zu klären, wie die Zusammenarbeit der Gesellschaften gestaltet werden soll. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass während der Übergangsphase die Kundenbeziehungen und der Geschäftsbetrieb nicht darunter leiden.