Innovationen reifen lassen – und dann selbst umsetzen, optimieren und erfolgreicher sein als die Erfinder. Das ist ein häufiger, geradezu typisch deutscher Weg, wenn es um Technologien geht. Dieses Bild zeichnet sich nicht zuletzt durch die Ergebnisse der aktuellen Logicalis CIO-Studie. Bei der jährlich durchgeführten Studie des nach eigenen Angaben weltweit führenden Anbieters von IT Solutions und Managed Service wurden 814 CIOs weltweit befragt. Dabei waren deutsche Teilnehmer im internationalen Vergleich zögerlich, was den Einsatz neuer Technologien betrifft. Dabei wächst auch in Deutschland die Akzeptanz für Innovationen, besonders im Bereich künstlicher Intelligenz, einer der Schlüsseltechnologien der Zukunft.
Während insgesamt mehr als ein Drittel der Befragten in der aktuellen Logicalis CIO-Studie den Einsatz von Analytics und Business Intelligence (BI) in verschiedenen Bereichen des Unternehmens bereits als sehr positiv bewerten, sahen es von den deutschen CIOs nur rund 23 Prozent so – und 17 Prozent der deutschen Teilnehmer waren sogar gegenteiliger Meinung. Auch beim Einsatz künstlicher Intelligenz (AI / KI) und des „Internets der Dinge“ sind deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich eher zurückhaltend:
Während insgesamt knapp die Hälfte der weltweit befragten CIOs diese Technologien nutzt, sind es in Deutschland derzeit nur 27 Prozent. Deutlich werden die Unterschiede besonders in den Bereichen „Machine Learning“, „Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen“, „Kreierung effizienter Prozesse“ und „verbesserter Kundenservice“, bei denen deutsche Unternehmer deutlich weniger auf die Hilfe Künstlicher Intelligenz setzen (zu je rund 10 bis 16 Prozent weniger als ihre internationalen Kollegen).
Der Einsatz von neuen Technologien hat seinen Preis. Um diese nutzen zu können, müssen Unternehmen zunächst einmal in die Anschaffung entsprechender Grundvoraussetzungen von der passenden Soft- und Hardware bis zum Einkauf von Datensätzen oder Fachpersonal investieren.
Ob, wann und inwiefern sich diese Investitionen auszahlen, ist nicht immer absehbar, häufig nur indirekt messbar und längst nicht garantiert. Beim Einsatz von Business Intelligence zur Analyse und Optimierung von Unternehmensprozessen dauert es oft lange, bis sich die Investitionen amortisieren.
Doch sind sich die meisten Experten einig, dass Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie der Zukunft entscheidend für künftige Erfolge ist. Hier hilft es Unternehmen, sich gezielt auf konkrete Anwendungsfälle zu konzentrieren und in Service statt in Technik zu investieren. Gerade im Kundenservice können durch intelligente Chatbots, smarter Datenanalyse für individualisierte Angebote und dem geschickten Einsatz von Machine Learning bei der Optimierung von Prozessen schnell Erfolge erzielt werden.
In der Bevölkerung sind die meisten Menschen gegenüber dem Einsatz von KI positiv eingestellt: Nach einer Umfrage von Bitkom sieht inzwischen die Mehrheit der Deutschen (62 Prozent – im Jahr 2017 waren es noch 48 Prozent) eine Chance im Einsatz von künstlicher Intelligenz. Ein Grund dafür könnte sein, dass immer mehr Bundesbürger selbst im Alltag darauf zurückgreifen, etwa bei der Nutzung von Sprachassistenten übers Smartphone, Smart Speaker wie Alexa, Echo und Co. oder Übersetzungs-Apps.
Sinnvoll hält die Mehrheit der Deutschen (68%) auch den Einsatz künstlicher Intelligenz im Gesundheitsbereich, etwa als Hilfsmittel bei der Diagnose oder der Überwachung von Gesundheitsdaten. Der Einsatz als menschlicher Ersatz im sozialen Bereich, wie etwa als Ansprechpartner für einsame Menschen, als Kinderbetreuer oder Lehrer wird von mehr als 60 Prozent der Befragten abgelehnt.
Dass Unternehmen künstliche Intelligenz einsetzen sollten, sehen 71 Prozent der Befragten als entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg an. Ebenfalls erachten es weit über zwei Drittel der Bundesbürger (72%) als notwendig, dass es verbindliche internationale Abkommen zur Nutzung künstlicher Intelligenz geben sollte. Gerade in ethischen und urheberrechtlichen Fragen bei der Datenerhebung und -nutzung – entscheidend für den Einsatz von Data Mining und Machine Learning – bleibt abzuwarten, inwiefern gesetzliche Regelungen seitens der EU und der Bundesregierung künftig Weichen stellen können, um Deutschland langfristig selbst zu einem erfolgreichen Global Player in diesem Gebiet werden zu lassen.