Industrie 4.0 definiert sich durch die digitale Vernetzung von autonomen Produktionsressourcen und deren Planungs- und Steuerungssystemen. Dafür bringen sie folgende Eigenschaften mit: Sie können sich situativ selbst steuern oder konfigurieren. Sie liegen räumlich verteilt und arbeiten sensorgestützt oder wissensbasiert.
Laut Umfrage des Digitalverbands Bitcom 2018 unter 533 Industrieunternehmen fällt aktuell jede vierte Maschine oder Anlage in Deutschland unter die obige Definition – Tendenz rasant steigend. In fast allen Fällen kommen die smarten Technologien nur in Teilbereichen der Unternehmen zum Einsatz, während andere Bereiche noch analog organisiert werden. Die Aufgabe für die kommenden Jahre besteht darin, die gesamten Geschäftsmodelle zu digitalisieren. Doch was bedeutet das konkret? Welche Bereiche sind davon betroffen?
„Fabrik von morgen – schneller, effizienter, flexibler“: Mit diesem Teaser leitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung seine Informationsseite zum Thema Industrie 4.0 ein. Produktion, Automatisierung und Logistik – das sind die vorherrschenden Einsatzgebiete. Entsprechend richtete sich der politische Fokus von Anfang an auf die industrielle Produktion samt Folgen für die Arbeitswelt. Unbegründet ist das nicht.
Auch die o. g. Bitcom Research 2018 belegt: Im produzierenden Gewerbe kommen aktuell die Möglichkeiten smarter Technologien am stärksten zum Einsatz. Hier nutzt rund die Hälfte der befragten Unternehmen die Machine-to-Machine-Kommunikation. Weitere 22 % planen konkrete Einsätze in den kommenden zwei Jahren. Mit anderen Worten: Die klassische Produktion wächst mit dem Internet zusammen. Die intelligente Fabrik entsteht und vernetzt Maschinen und Produkte miteinander sowie nach außen mit den Lieferanten und Kunden. Strategisch gehen dabei 97 % aller deutschen Unternehmen vor. Und nur 55 % von ihnen haben ein Gesamtkonzept.
Rund 42 % folgen der Überlegung, funktionierende analoge Geschäftsbereiche vorläufig zu erhalten. Dahinter steckt die Tendenz zu vorsichtigen Investitionen. Denn in der Regel fließen nur 5 % des Gesamtumsatzes in die Umsetzung smarter Technologien. Ein Umdenken wird wichtig. Solange die Industrie 4.0 in den eigenen Werkshallen endet, wird das volle Potential nicht ausgeschöpft.Intelligente Produkte, die Daten generieren, sollten für neue, datenbasierte Smart Services für die Kunden genutzt werden.
Momentan legen Unternehmen ihren Schwerpunkt auf den Aspekt der Kosten- und Produktionseffizienz. Ein verändertes Servicebewusstsein zu entwickeln und dafür die Digitalisierung konsequent voranzutreiben, ist für die Zukunft unerlässlich. Das steht und fällt jedoch mit den Möglichkeiten des Netzausbaus. Solange die smarte Fabrikation vor allem auf die Datenarchitektur innerhalb eines Unternehmens begrenzt ist, bleibt es bei einer gewissen Abschottung nach außen.
Neue Smart Services setzen eine flächendeckende, funktionierende Vernetzung voraus. Damit wächst das Risiko von Cyber Angriffen und die Cyber Security ist ein erheblicher Risikofaktor. Datenschutz und Datensicherheit sind für 56 – 58 % der befragten Unternehmen deshalb von großer Bedeutung.
Tatsächlich meint Industrie 4.0 aber nicht nur die Smart Factory und das Smart Manufactoring. Die DSP Selfcampaign wertet regelmäßig aus, welche Themenartikel von Fachentscheidern in Unternehmen gelesen werden. Hier zeigt sich: 60,3 % der gelesenen Artikel sind tatsächlich dem Thema Smart Factory zuzurechnen und weitere 17,5 % dem Smart Manifacturing.
Doch an erster Stelle des Interesses steht ein anderes Thema. 70 % der gelesenen Fachinformationen handeln von der Smart Home Security, weitere 36,3 % haben das Smart Home allgemein zum Thema. Hinzu kommen 17,1 % Fachartikel zu Smart Building sowie 14,8 % über die Smart City.
Allgemein formuliert: Auch der durchschnittliche deutsche Verbraucher ist ein höchst relevanter Faktor beim Aufbau der Industrie 4.0. Er wird zunehmend in einem Smart Home in einer Smart City mit Smart Buildings leben. Seine Haushaltsgeräte, Wohnung und Eigenheim sowie die Umgebung werden in eine komplexe Vernetzung eintreten.
Die passenden Geräte und Serviceleistungen zu entwickeln und ihre Cyber Security sicherzustellen – das ist für viele Fachentscheider ein wirtschaftlich bedeutender Faktor. In diesem Zusammenhang werden auch intelligente Infrastrukturen immer wichtiger. 37,8 % aller gelesenen Fachartikel befasste sich mit dem Smart Grid und nochmals 27,7 % mit dem Smart Meter. Denn jenseits des produzierenden Gewerbes sind auch Energiewirtschaft, Wohnungswirtschaft, öffentliche Hand, Architektur und Städtebau ein oft unterschätzter Faktor bei der Umsetzung einer erfolgreichen digitalen Revolution. Die deutschen Unternehmen schätzen, dass Deutschland zu den führenden drei Nationen beim Thema Industrie 4.0 gehört. Um diesen Platz behaupten zu können, müssen trotzdem in den nächsten Jahren vielseitige Anstrengungen unternommen werden. Nur so kann der Anspruch umgesetzt werden.