Schneller, höher, weiter sind längst nicht mehr nur die Ziele von Profisportlern, die stets nach der nächsten Bestmarke greifen. Auch in Unternehmen ist Optimierung und Verbesserung an der Tagesordnung. Für langfristigen Erfolg sind hier top ausgebildete und passende Mitarbeiter unabdinglich. Laut einer Studie des Bitkom Research haben jedoch fast 2/3 der Unternehmen Probleme, offene Stellen mit geeigneten Mitarbeitern zu besetzen. Jedes vierte erhält gar noch während des Auswahlverfahrens eine Absage, weil sich der Kandidat für eine andere Stelle entschieden hat.
Zunächst einmal muss sich das Personalwesen klar werden: Der Arbeitsmarkt befindet sich gerade im grundlegenden Wandel von einem Bewerber- hin zu einem Angebotsmarkt. Aufgrund der deutschen Altersstruktur sind junge Arbeitnehmer zunehmend Mangelware. In der Folge können diese oftmals aus mehreren Angeboten wählen – und entscheiden sich schließlich nicht selten gegen das eigene Unternehmen. Auch Fälle, in denen sie aus bereits unterschriebenen Arbeitsverträgen zurücktreten, häufen sich. Laut Bitkom Research kennen bereits 17 % der Unternehmen dieses Phänomen. Der Grund für diese Absprünge liegt zu 95 % darin, dass die Kandidaten bereits in anderen Unternehmen eine Stelle gefunden hatten.
Wer den Prozess beschleunigt und schnell reagiert, erhöht folglich seine Chancen auf den Mitarbeiter. Denn allein die Aussicht auf eine spannende Arbeitsstelle bewegt Kandidaten nicht dazu, ein Stellenangebot auszuschlagen. Es gilt das Sprichwort: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Das erklärt auch den Trend, Einstellungsverfahren aus den USA zu übernehmen. So machte die Deutsche Bahn kürzlich mit der Einführung eines Same Day Hirings auf sich aufmerksam. Dabei sollen Assessment, Interview und die Vertragsunterschrift am gleichen Tag stattfinden. Alternativ versuchen zunehmend mehr Unternehmen, diesen Prozess binnen einer Arbeitswoche abzuarbeiten. So soll der Bewerbungsprozess verkürzt und die Einstellungsrate erhöht werden.
Immerhin: Die Erfolgsquote im Recruiting steigt mit der Größe des Unternehmens. Während kleine Unternehmen mit 50 bis 99 Mitarbeitern nur in 11 % der Vorstellungsgespräche erfolgreich waren, lag die Quote bei mittleren mit 100 bis 499 Angestellten bereits bei 18 %. Große Unternehmen mit mehr als 500 Kollegen waren jedoch am erfolgreichsten: Dort führten 35 % der Gespräche zu einem Vertragsabschluss. Die Studienautoren führten das auf eine bessere Vorauswahl und einen gestrafften Auswahlprozess zurück. Denn große Unternehmen hatten laut Befragung am häufigsten eine HR-Software im Einsatz.
Zu Untersuchen wäre, ob große Unternehmen zusätzlich von einem Pull-Faktor aufgrund ihrer Größe und ihres Renommees profitieren.
Schnelligkeit und ein einheitliche Bewerbungsprozess zahlen sich jedoch in jedem Fall für Unternehmen aus.