86 Prozent der deutschen Arbeitnehmer leiden unter Stress am Arbeitsplatz. Das hat verschiedene Ursachen, doch ganz vorne mit dabei: Fehlende Pausen. Deutsche Arbeitnehmer und Vorgesetzte orientieren sich immer noch stark am preußischen Ideal des emsigen Arbeiters. In diesem Bild sind Pausen schlicht nicht vorgesehen. So kommt es, dass sich auch heute nur 4 von 10 Angestellten jeden Tag Zeit für eine Mittagspause nehmen. Das fand eine Studie der pronova BKK unter 1660 Angestellten heraus.
Die Bedeutung von Erholungspausen sollte jedoch nicht unterschätzt werden, schließlich haben sie großen Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter. In Summe zahlt sich die freie Zeit während der Arbeitsstunden deutlich aus: Wer den Kopf zwischendurch frei macht, geht danach wieder erfrischt und erholt ans Werk. Es ist daher Aufgabe des Personalwesens, die Pause fest in der Unternehmenskultur zu verankern.
Denn die Folgen sind gravierend: 34 Millionen Deutsche leiden unter Schlafproblemen, Burnout avanciert zur Volkskrankheit, Fehltage wegen psychischer Krankheiten summieren sich. Insgesamt kosten fehlende Pausen die deutschen Unternehmen durch Krankheit jährlich etwa 9,5 Milliarden Euro.
Wie so oft liegt es an den Führungskräften, einen Kulturwandel aktiv vorzuleben, um ihn anzustoßen. Derzeit sehen ¾ aller Mitarbeiter ihre Vorgesetzten noch nicht als Pausen-Vorbild an. Doch wenn der Chef sich keine Zeit zum Essen nimmt, überträgt sich das auf die Mitarbeiter. Hinzu kommt das Gefühl ständiger Überlastung: Wer gerade eine dringende Aufgabe auf dem Tisch hat, ist zu verantwortungsbewusst, diese für die eigentlich notwendige Pause liegen zu lassen. Stattdessen beißen immer mehr Angestellte am Schreibtisch in ihren Pausensnack.
Dabei stellt das Arbeitszeitgesetz seit 1994 genaue Regelungen für Pausen auf: Bei mehr als sechs Stunden Arbeitszeit sind mindestens 30 Minuten und bei mehr als 9 Stunden sogar mindestens 45 Minuten Pause vorgesehen. Daran sollten sich Unternehmen orientieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Mittagspause fest in den beruflichen Alltag zu implementieren. Ausgenommen sind nur Selbstständige und Unternehmer, die selbstverantwortlich handeln müssen.
Einige Unternehmen beschreiten zudem neue Wege der Erholung: Sie bieten spezielle Pausenangebote wie Yoga, Lunchkonzerte, Power-Nap-Kabinen und mehr an. So sollen verschiedene Anreize geschaffen werden, damit Mitarbeiter wieder in die Pause gehen. Vereinzelt findet sich zu diesem Zweck sogar ein Chief Happiness Officer, der sich nur um das Wohlbefinden der Angestellten kümmert.
Doch selbst wenn sich ein Unternehmen diesen Luxus nicht leisten kann oder will – die konsequente Durchsetzung der Mittagspause lohnt sich für Unternehmen: Lettische Forscher fanden heraus, dass der menschliche Körper regelmäßige Pausen benötigt, um Leistung erbringen zu können.