Bleib doch bitte! Wie spricht man mit einem Mitarbeiter, der ans Kündigen denkt?

teaserBleib doch bitte! Wie spricht man mit einem Mitarbeiter, der ans Kündigen denkt?

Wahre Leistungsträger gibt es in Unternehmen zumeist nicht viele. Umso erschreckender ist es, wenn ein solcher sich plötzlich im Unternehmen zurückzieht. Eine Vermutung drängt sich auf: Womöglich ist dieser Mitarbeiter unzufrieden und denkt daran, den Arbeitgeber zu verlassen. Was nun?

 

Die Situation in angemessenem Rahmen offen ansprechen 

Solange das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist, lohnt es sich, ein ergebnisoffenes Gespräch unter vier Augen mit der betreffenden Person zu führen. Bitten Sie den Mitarbeiter dazu in einer ruhigen Minute um einen Termin. Es empfiehlt sich, das Thema noch nicht zu verraten, aber zu versichern, dass es sich um nichts Gravierendes handelt. Für den eigentlichen Termin sollten Sie einen ruhigen, entspannten Ort aussuchen und genügend Puffer einplanen. 

Legen Sie dem Mitarbeiter zu Beginn des Gesprächs kurz, aber eindeutig dar, wie Sie die Situation empfinden. Unterstellen Sie dabei nichts, sondern beschreiben aus Ihrer Warte, wie die Situation auf Sie wirkt und was Sie befürchten. Äußern Sie Ihr Bedauern, sollte der Ausstieg tatsächlich geplant sein. Im Idealfall wird der Mitarbeiter direkt Stellung auf Ihre Vermutung nehmen. Sie sollten dann nur noch Verständnisfragen stellen. Bereiten Sie sich jedoch darauf vor, unerfreuliche Dinge zu hören, von denen Sie bisher nichts wussten. 

 

Wertschätzung zeigen, egal, was der Mitarbeiter vor Ihnen ausbreitet

Egal, wie der Mitarbeiter antwortet, sollte es stets Ihre Devise sein, den betreffenden Mitarbeiter wertzuschätzen und das Bedürfnis auszudrücken, eine solide Mitarbeiterbeziehung aufzubauen. Bereiten Sie sich außerdem auf unterschiedliche Reaktionen vor:

  • Es ist gut möglich, dass der Mitarbeiter seinerseits überrascht ist und Ihnen glaubhaft versichert, er sei nicht wechselwillig. Sie sollten das als Anlass zum Übergang auf ein reguläres Mitarbeitergespräch nutzen.
  • Womöglich versichert er Ihnen allerdings, er sei nicht wechselwillig – und Sie glauben ihm nicht. Egal, ob es an der Körpersprache oder an einem unbestimmbaren Bauchgefühl liegt, möglicherweise möchte der Mitarbeiter noch nichts zu seinen Plänen verraten. Fragen Sie auch dann nach Missständen und der allgemeinen Arbeitszufriedenheit.
  • Gibt der Mitarbeiter zu, sich einen Wechsel zu überlegen, sollten Sie ruhig Blut bewahren. Danken Sie für die entgegengebrachte Offenheit! Da der Wechsel noch nicht abgeschlossen ist, können Sie jetzt herausfinden, welche Motive dabei eine Rolle spielen. Machen Sie an diesem Punkt noch keine Zusagen, die Sie möglicherweise nicht einhalten können! Besser ist es, sich alles zu notieren und diese Punkte in einem weiteren Gespräch mit überlegten Lösungsvorschlägen anzugehen.
  • Ist der Wechsel jedoch bereits fest geplant, hilft wenig. Bedanken Sie sich stattdessen für die Offenheit und fragen nach den Motiven – um es zukünftig besser zu machen.

 

Übrigens: Ein solches Gespräch lässt sich auch dann führen, wenn die Kündigung bereits überraschend auf dem Schreibtisch gelandet ist. Selbst wenn die Kündigung nicht mehr zurück genommen wird, kann eine Erklärung der Gründe wertvolle Hinweise auf die eigene Unternehmenskultur und Arbeitsweise liefern. 

Datum: 12 July 2018, 9:07 am
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