Woher sollen zukünftig unsere Fachkräfte kommen? Immer öfter müssen Personalentscheider feststellen, dass der Arbeitsmarkt nicht die passenden Talente anbieten kann. Auch die Abwerbung von Angestellten anderer Unternehmen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Eine oft unterschätzte Lösung könnte es sein, die eigenen Mitarbeiter weiterzubilden. Wie die aktuelle Studie „Weiterbildungstrends in Deutschland 2018“, herausgegeben von der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD), zeigt, entwickelt sich das zum großen HR-Trend.
Wichtigstes Ergebnis der Studie: Der Bedarf an Weiterbildung steigt kontinuierlich. Das gaben 82 Prozent der befragten Personalverantwortlichen an. Im letzten Jahr waren nur 74 Prozent dieser Meinung. Der Grund dafür ist so einleuchtend wie beängstigend: Durch die Digitalisierung und insbesondere die Industrie 4.0 verkürzt sich die Halbwertszeit von Wissen immer stärker. Wer in einem Thema professionell mitmischen möchte, muss immer mehr Zeit zur Fortbildung einplanen. Gleichzeitig spielt der Fachkräftemangel bei den HR-Weiterbildungsbestrebungen eine Rolle: Um die eigene Arbeitgebermarke zu stärken, werben Stellenanzeigen immer öfter mit regelmäßigen Fortbildungen. Auch die Mitarbeiterbeiterbindung hat diese Maßnahmen für sich erkannt.
Für die befragten Personalentscheider stehen jedoch mehr die beruflichen Qualifikationen der Mitarbeiter im Fokus: 95 Prozent schicken Mitarbeiter zur Fortbildung, damit sie ihr berufsrelevantes Wissen auffrischen. Fast ebenso viele wollen das notwendige systematische und kreative Denken sowie die Informationsverarbeitung und Datenselektion verbessern. Die Angestellten sollen also nicht nur effektiver, sondern auch kreativer werden.
Ebenfalls zunehmend wichtige Gründe zur Weiterbildung sind Abstraktionsfähigkeit (85 Prozent), Beratungskompetenz (82 Prozent), Projekt- und Prozessmanagement (81 Prozent) sowie soziale, kommunikative und interkulturelle Fähigkeiten (79 Prozent).
Während vormals eindeutig war, dass eine Weiterbildungsmaßnahme in einem entsprechenden Schulungsraum des Anbieters stattfand, verändern sich die Lernorte zunehmend. Da immer mehr und öfter gelernt wird, muss sich das Lernen an die Lebensbedingungen der Mitarbeiter anpassen. Ein flexibles Lerntempo (87 Prozent), mobiles Lernen (86 Prozent) und veränderliche Inhalte (82 Prozent) sind deswegen wichtige Anforderungen geworden. In der Folge treten neue Medien ihren Siegeszug in der Weiterbildung an: 86 Prozent der Personalverantwortlichen setzen bereits auf Web Based Trainings, 81 Prozent auf Videos. Ebenfalls weit verbreitet sind
Auffällig ist, dass sich zwar die Lernformen in der Fortbildung ausdifferenzieren – die neusten Technikentwicklungen wie Augmented Reality und Virtual Reality sind dabei jedoch noch nicht vertreten. Möglicherweise fehlt hier noch das Angebot. Zusätzlich zeichnet sich ab, dass Lernformen nicht mehr streng voneinander getrennt genutzt werden. Blended Learning nimmt beständig zu. Dabei wechseln sich verschiedene Lernorte und -formen je nach Inhalt ab. So können sich Mitarbeiter beispielsweise zunächst über eine App und einen Podcast in ein Thema einarbeiten und schließlich in einer Vor-Ort-Veranstaltung offene Fragen diskutieren und vertiefen. Auf diese Weise wird der Lerneffekt deutlich gesteigert.
Richtig eingesetzt, können diese Weiterbildungsangebote einen wichtigen Beitrag zur Gewinnung neuer Fachkräfte leisten – manchmal auch von ungeahnten Talenten.