Wie sieht die Mitarbeiterführung der Zukunft aus? An dieser Frage scheiden sich die Geister: Während die einen erklären, dass ohne eine präsente und kompetente Führungskraft kein Team auf Dauer erfolgreich bestehen kann, glauben andere an die Möglichkeit von Führung in Teilzeit. Spitzenreiter dabei sind die Niederlande. Dort waren bereits 2014 17,4% der Führungskräfte nicht in Vollzeit beschäftigt.
Unter Teilzeitführung versteht man deswegen auch die Führung eines Teams oder einer Abteilung in weniger als 35 Wochenstunden. Am häufigsten vertreten ist die vollzeitnahe Führung mit 30 bis 35 Stunden. Experten für die Führungsalternative raten, gerade in der ersten Zeit der Umstellung nicht weniger als 75% der Vollzeitdauer zu arbeiten. So können sich alle Beteiligten darauf einstellen und Prozesse fortlaufend anpassen.
Vorangetrieben wird das Konzept der Teilzeitführungskraft vor allem durch den Wandel des Arbeits- hin zu einem Bewerbermarkt: Durch die demografische Entwicklung werden fähige Mitarbeiter und Führungskräfte immer schwerer zu finden und zu halten. Gleichzeitig erstarkt das Thema Vereinbarkeit von Privat- und Arbeitsleben. Schließlich erkennen Arbeitgeber, dass Motivation der Schlüssel zu Hochleistung ist. Daher gehen sie mehr auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Angestellten ein.
Generell ist Teilzeitführung in allen Unternehmensbereichen möglich, sofern die Bereitschaft dafür vorhanden ist. Drei Ausnahmen gibt es dafür jedoch: Erfordert die Führung ungewöhnlich viel Vernetzung, die häufige Reaktion auf unvorhersehbare Ereignisse oder die exakte Anleitung von Mitarbeitern vor Ort, gestaltet sich eine reduzierte Führungstätigkeit schwierig.
Ein Job-Splitting oder Job-Sharing kann für solche Fälle ratsam sein: Dabei teilen sich zwei gleichermaßen qualifizierte Personen eine Stelle. Die Zeiten- und Aufgabenverteilung sind flexibel, erfordern jedoch kontinuierliche und genaue Absprachen. Auch Stellvertreter können eine gute Ergänzung zur Teilzeitführung sein: So gibt es einerseits immer einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort, andererseits können so jüngere Angestellte bereits mit der Führungsrolle in Berührung gebracht werden.
Derzeit betrifft die Führung in Teilzeit mit 83% zwar vornehmlich Frauen, doch äußern auch immer mehr Männer den Wunsch nach mehr Zeit für sich oder private Belange. Möchten Unternehmen diese High Potentials nicht verlieren, sollten sie darüber nachdenken, ihnen durch entsprechende Angebote entgegenzukommen.